Mit dem dritten Band seiner Roman-Trilogie „Vom Haken mit dem Kreuz“ (2016), der Folgeerzählung zum „Das Pfarrhaus“ I + II (2015) thematisiert Hans-Helmut Decker-Voigt das dunkelste Kapitel in der deutschen Geschichte. (...)
(...) Brüche allenthalben. „Reichskristallnacht“ - eine euphemistische Verdrehung von Mord und Totschlag, aber in Wahrheit ein Pogrom und eine politisch inszenierte Erprobung der gesellschaftlichen Verrohung, von Bereitschaft für Gewalt und Kriegstauglichkeit. Zivilisationsbruch des „Dritten Reiches“. Bruch auch in der Familie. Ein Sohn, Marineoffizier, zeigt sich anfällig für den Führerkult. Aber schwerer und tiefer als die Verirrung des Sohnes greift der Ehebruch des Protagonisten, der den Vertrauensbruch nach sich zieht und zur Glaubenskrise sich auswächst, die den Sinnbruch meldet. Suizid der Geliebten. In der Selbstanklage das Schuldeingeständnis in dramatischer Selbstzerlegung. Im Zusammenbruch stürzt der Protagonist in das Elend seiner zerspaltenen Realität. Oder holt sie ihn ein? Der Autor lässt alles in produktiver Schwebe. Und „Christus“, zu dem bisweilen dialogische Nähe gelang? „Christus“ schweigt. Er meldet sich aber erneut, als der Protagonist ernst macht und seine Selbstabrechnung den tiefsten Punkt des Schmerzes wagt.
Evangelische Stimmen, Forum für kirchliche Zeitfragen in Norddeutschland